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Stephan Wrobel (jswrobel): – Heimatkundliche Interessen beim 🌄 "Stadt- und Naturschlendern" DAHEIM, "EuRegio" Freilassing/Obb. – Salzburg (Ö) – Kreis Berchtesgadener Land – Traunstein, und ANDERSWO unterwegs

📚 Das Geheimnis der Hafnerkapelle
am Kreuzweg und Stadtrand Freilassings
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Die Hafnerkapelle wurde um 1857 ursprünglich am Beginn des → "Kreuzweges" gebaut, einem uralten Feld- und Wirtschaftsweg, der heute aus dem Stadtgebiet von Freilassing in eine Weite unter freiem Himmel hinausführt – noch immer gesäumt von weitläufigen Feldern und Wiesen soweit das Auge reicht, beliebt für Spaziergänge wegen des herrlichen Panoramablicks zu den Alpen!

Die Kapelle liegt seit dem 19. Jahrhundert recht einsam außerhalb des bewohnten Gebiets von Salz­burghofen (heute Ortsteil von Freilassing) – wie in der Gegenwart, auch wenn sie Teil eines Klinik-geländes (inzwischen Gesund­heitszentrum) am nördlichen Stadtrand geworden ist, wo sie unauf­fällig am Rand liegt, einige Schritte vom "Kreuzweg" entfernt.

Das Areal um die Hafnerkapelle birgt Geheimnisse, die allgemein unbekannt und teilweise mit dem Namen des alten Erdweges verknüpft sind, den man als "Kreuzweg" noch immer im Stadtplan Freilassings findet. Der Wegename weist Eigen­tümlichkeiten auf, um die es hier noch gehen wird, der Schlüssel bei dem Versuch, ein Geheimnis der Hafnerkapelle aufzulösen!

Die versteckte Kapelle

Eigentlich sollte ich beim Schlendern den kleinen Backstein­bau an der Vinzentius­straße 56 längst bemerkt haben, denn er steht direkt an der Ecke Matulus­straße, wo einst der alte Kreuz­weg begann. (Vgl. dazu den Lageplan unten.)

Eigentlich ... wenn sie sich nicht gerade hinter Laub, Sträuchern und Bäumen versteckt hält. Lange habe ich aus diesem Grund auf meinem Weg zum Kreuzweg die Kapelle beim Vorüber­gehen nicht wirklich wahr­genommen. Eines Tages im März bemerkte ich sie. Vielleicht waren die Sträucher im Korridor­zugang zur Kapelle von der Vinzentius­straße aus be­schnitten worden. Oder die Sicht war jetzt einfach freier, weil zu dieser Jahres­zeit noch kein Laub die Sicht auf sie verdeckt hatte.

Hafnerkapelle, Freilassing

Zum ersten Mal näherte ich mich der kleinen Kapelle. Erstaunt las ich über der Eingangs­tür auf dem alten runden Schild: "Hafner­kapelle erbaut um 1857 von der Familie Hafner Salzburg­hofen." Damit hatte ich nicht gerechnet!

Der stille Raum

Ich öffnete die zweiflügelige Holz­tür und betrat den schlichten, stillen sakralen Raum mit Altar und einigen Holzbänken.

Hafnerkapelle, Freilassing

Im Innenraum, auf dem Weihwasser­becken, steht die Jahreszahl "1876" (Foto). Also nicht "1857", wie über der Eingangstür geschrieben steht. (Mit der Zeit fallen mir noch andere scheinbar widersprüchliche Informationen und Beschreibungen über die Kapelle auf.)

Seitdem interessiert mich die kleine alte beschau­liche Kapelle, die bei Abfas­sung dieses Berichts frei zugänglich auf dem Gelände des ☞ Kranken­hauses steht, nicht nur für Fromme oder für Bitt­gesuche von Kranken.

Man kann Erstaun­liches über die Hafner­kapelle und das sie umgebende Areal heraus­finden, das früher nur aus Feldern bestand und bis zum soge­nannten Kirch­feld reichte (oder selbst noch zum Kirchfeld gehörte), wie man auf alten Karten sehen kann.

Dort fanden aus heutiger Sicht offenbar einige historische, bemerkenswerte und erstaunliche Dinge statt, die sowohl weit über 200 als auch etwa 1.500 Jahre zurück­liegen und den Ort rund um die Hafner­kapelle zu einem eigentümlichen, besonderen Ort im Norden der heutigen Stadt Freilassing machen!

Ein "Kreuzweg" ohne Stationen

Bei dem Wegenamen "Kreuzweg", den man noch heute auf dem Freilassinger Stadtplan findet, wirkt etwas merkwürdig. Denn der Name hat nichts mit einem der in unserer Gegend üblichen "Kreuzeswege" mit bildlichen Darstel­lungen des leidenden und sterbenden Christus zu tun, deren 14 Stationen von Gläubigen betend abgeschritten werden.

Unser Weg ist ein "Kreuzweg" ohne Stationen und mit einem großen modernen Kreuz am nördlichen Ende des Weges versehen, der ein gutes Stück nach der Hafnerkapelle an einer nicht gerade wenig be­fahrenen Ver­bindungs­straße endet. Dabei handelt es sich um ein schlichtes und überdachtes Holz­kreuz (Foto).

Das mit dem Holzkreuz an diesem Weg hat durchaus seine Richtigkeit und Bedeutung – historisch gesehen, wenngleich ein ähnliches Kreuz ursprünglich nicht am Ende des Weges, sondern am Anfang stand.

Das namensgebende Wegkreuz stellte sich zudem vor weit über 200 Jahren Vorübergehenden anders dar als das heutige Holzkreuz, das wohl niemand mit dem Hafnerkapelle am anderen Ende des Weges irgendwie in Verbindung bringen würde.

Ein uraltes verschwundenes Kreuz am Anfang des Kreuzweges

Anfang des 19. Jahrhunderts stand nicht am Ende, wie erwähnt, sondern nachweislich am Anfang unseres Weges, dem noch heute als "Kreuzweg" bezeichneten befestigten Feld- und Wirtschaftsweg, ursprünglich ein uraltes Kreuz und das vermutlich seit dem Jahr 1800, was seine Gründe hat, wie wir noch sehen werden. Es stand dort also schon lange bevor an dieser Stelle des Geländes später die Hafner­kapelle gebaut wurde. Ob die Errichtung der Kapelle damals an dieser Stelle ebenfalls nicht ohne besonderen Grund oder zufällig geschah, muss zunächst offen bleiben.

Das ursprüngliche uralte Kreuz, das der Hafner­kapelle vorausging und heute nicht mehr vorhanden ist, wird jedenfalls dem alten Feld- und Wirtschaftsweg bis heute seinen Namen "Kreuzweg" auf dem Freilassinger Stadtplan gegeben oder als Vorbild gedient haben (oder wurde von alten Landkarten übernommen, was noch zu prüfen wäre). Der Name des Weges hat eine Be­deutung oder Geschichte und die ist mit der Hafner­kapelle verknüpft.

Einst ein einsamer Ort mit guter Fernsicht

Hafnerkapelle, Freilassing, um 1930

So, wie sich der lange Kreuzweg als Feld- und Wirtschaftsweg noch heute im 21. Jahr­hundert am Stadt­rand präsentiert – frei und umgeben von Wiesen und Feldern sowie mit grandioser Fernsicht in alle Himmelsrichtungen, ge­nauso mit Fernsicht und frei im Ge­lände steht einst, vor weit über 150 Jahren, die Hafner­kapelle.

Das wird durch eine Ansichts­karte um 1930 eindrucks­voll dar­gestellt, die ich er­werben konnte (Foto).

Man erkennt auf dem Bild, wie die Kapelle (damals jedenfalls) auf einer leichten Anhöhe steht. Ältere Frei­lassinger können sich sogar noch gut daran erin­nern, wie sie als Kinder im Winter dort am Hang zur heutigen Matulus­straße hin Schlit­ten gefahren oder auf einen der großen Bäume neben der Kapelle geklettert sind, so berichten sie (#2).

Die Sommer­frischler des Fremden­verkehrs der 1920er Jahre hatten damals von der Hafner­kapelle aus, im Gegensatz zu heute, noch einen unver­stellten Blick zur Peters­kirche. Das ist die kleinere, zweite Kirche Salzburg­hofens, die sogenannte einst von der Marienkirche getrennte "Leut­kirch" im Dorf – nur für die ein­fachen Leute (im Gegen­satz zur ☞ Marien­kirche in dem uralten Ort, der ja seiner­zeit ein Ver­sorgungs­hof mit Lebens­mitteln für deutsche Herzöge, Könige, Kaiser und schließlich für die Erz­bischöfe von Salzburg war – eine bemerkenswerte Geschichte).

Und wie die Ansichts­karte um 1930 zeigt, sieht man nicht nur Maria Plain, sondern vor allem zum Gaisberg, damals natürlich noch ohne den 100 Meter hohen Sendeturm mit Antennen (externer Link), dessen Sende­gebiet heute bis in den Groß­raum München reicht.

Was geschah hier Ungewöhnliches vor weit über 200 Jahren?

Die Hafner­kapelle liegt damals wie heute an einer Weg­kreuzung. Das kann natürlich, sprachlich gesehen, hinter einem Wort wie "Kreuzweg" stecken, nämlich "eigentlich und bildlich die Kreuzung verschiedener Wege an einer Stelle; die Stelle, an der sich verschiedene Wege gabeln", wie es in einer Worterklärung heißt (#3). Doch mit unserem "Kreuzweg" ist buchstäblich vor Jahrhunderten und auch heute wieder ein dort errichtetes großes Holzkreuz verbunden.

Vor der Errichtung der Hafner­kapelle im 19. Jahr­hundert, die damals am Beginn unseres Kreuz­weges lag und nicht am Ende (heute am Ende der Vinzentiusstraße, die in den Kreuzweg mündet), befand sich genau an ihrer Stelle ein Kreuz, das sehr viel später erst vom Heimatforscher Siegfried Schamberger als "Wetter­kreuz" bezeichnet wird. Er notiert: "Ursprünglich, bis zur Errichtung der Kapelle, stand hier ein Wetterkreuz" (#4).

Die Bezeichnung "Wetterkreuz" fand zum Beispiel auch Eingang in den Freilassinger Kurzführer Schätze der Kulturlandschaft. Klein- & Kulturdenkmäler Freilassing (#5).

Es muß sich bei dem Kreuz um ein großes altes Holz­kreuz gehandelt haben, das ursprünglich nicht ohne histo­rischen Gründe genau an der Stelle aufgestellt war, wo heute die Hafner­kapelle steht, womit man offenbar das ursprüngliche alte Kreuz ersetzte.

Was kann man sich hier, in diesem Zusammenhang, überhaupt unter einem "Wetterkreuz" vorstellen?

Im einfachsten Sinne und Volksglauben war ein Wetterkreuz aufgestellt als "Wettersegen", um vor den Unbilden des Wetters zu schützen, selbst an einsamen Stellen wie Berggipfel, wie es heißt (#6).

Allerdings kann sich der Begriff Wetterkreuz ebenso auf den alten Brauch der "Sühnekreuze" beziehen, die an Stellen errichtet wurden, wo ein Mord oder Totschlag geschehen war oder daran erinnerten (#7). Das könnte uns in der Sache der Hafnerkapelle eher weiter bringen.

Den genauen Grund dieses vermeintlichen "Wetterkreuzes" als Vorläufer der Hafnerkapelle scheint niemand mehr zu kennen. Die Bedeutung ist offenbar aus dem kollektiven Gedächtnis des Ortes verschwunden – mit Ausnahmen, denn da ist jemand in Salzburghofen, der sich an eine über Generationen überkommene Überlieferung erinnert – an ein Ereignis vor weit über 200 Jahren, das mit dem Platz zu tun hat, wo die Hafner­kapelle heute noch in alter, gewohnter Stille seht. Worum geht es dabei?

Bericht

Können wir jetzt das "Geheimnis" lüften?

Fortsetzung einfügen ...

Und was war hier Bedeutsames vor über 1.500 Jahren?

Soweit öffentlich bekannt, also kein "Geheimnis", stieß man bei Ausschachtungsarbeiten für das Kranken­haus neben der Hafner­kapelle auf ein ungewöhnlich großes bajuwarisches Gräberfeld (Bajuwaren, mit anderen Stämmen vermischt, sind die Urahnen der Bayern), und Experten begannen an der Stelle mit einer archäologischen Notgrabung. Um die Sache abzukürzen, zitiere ich hier den Heimatforscher Willi Huber mit seinem Kommentar zu einem Foto, meiner oben beschriebenen Ansichtskarte, der Hafnerkapelle von 1930:

"Hafnerkapelle und Matulusstraße um 1930. Die Notgrabungen, welche 1963 und 1965 vom Landesamt für Denkmalpflege beim Krankenhaus-Neubau durchgeführt wurden förderten 269 Gräber und 285 Bestattungen aus dem 6. bis 8. Jahrhundert zutage, daneben auch eine ganze Reihe von Grabbeigaben wie einer Schildbuckel, Perlenketten, Ohrringe aus Amethyst, Silber und Gold, silberne Fibeln und Glasbecher. In den meisten Gräbern befanden sich kleinere Gegenstände, wie Rasiermesser, Riemenzungen, Knochenkämme, Scheren, Spinnwirtel, Nähzeug und ähnliches. Als erstes Zeichen der Christianisierung in unserer Gegend fand man ein sogenannts Goldblattkreuz, das man den Toten auf das Sterbehemd nähte. Eine wichtige Aufgabe für den Museumsverein [in Freilassing] wird es sein, diese Gegenstände zurück zu bekommen" (Huber 1990, Nr. 6).

Das war eine erstaunliche und außergewöhnliche Entdeckung, die es sicher lohnen würde, weiter verfolgt und untersucht zu werden. Das Thema ist insgesamt bedeutsamer als es auf den ersten Blick scheint.

Wird bei Bedarf und Quellenlage weiter bearbeitet und fortgesetzt.

Was schwirrt da über meinen Kopf hinweg?

Und noch eine Entdeckung sollte Bedeutung haben. An einem Sommer­abend stand ich unmittelbar vor dem grünen Natur­korridor zur Hafnerapelle in der Vinzentius­straße. Plötzlich flogen blitz­schnell über meinem Kopf Fleder­mäuse durch den Korridor an der Kapelle vorbei in Richtung der vielen uralten Bäume, die noch zahl­reich auf dem Gelände bis zur "Heiling­brunner-Villa" stehen, übrigens ebenso wie unsere Kapelle unter Denkmalschutz (#8).

Ein einzig­artiges Biotop, das seltenen Fleder­maus­arten und anderen Tieren Unter­schlupf bietet, für saubere Luft sorgt und den Grund­waser­spiegel reguliert, wie ich von Fach­leuten bei einer Orts­begehung erfuhr, dessen Schutz heute offenbar in Freilassing nicht selbst­verständlich ist (#9). Dazu an anderer Stelle mehr unter ☞ Matulus­straße, Bau­projekt 'Matulus­garten'" (vgl. #10).

Auf der Landkarte

Karte (© BayernAtlas), 1 Jahr gültig, abrufbar bis Januar 2021. (Sorry, zur Zeit gibt es auf Endgeräten, wie Tablet PCs, Abbildungsprobleme. Ersatzweise Screenshot ansehen ...)

Empfohlene Zitierweise dieser Online-Veröffentlichung im "NotizBLOG (II) – Reale OrtsGESCHiCHTE(n)"

Stephan Wrobel: Das Geheimnis der Hafnerkapelle am Kreuzweg und Stadtrand von Freilassing, https://www.stephan-wrobel.de/freilassing/geheimnisse/hafnerkapelle.htm (abgerufen ).



Stephan Wrobel (mein Rufname in Bayern) – © 2025 Johannes Stephan Wrobel (jswrobel), heute im wirtschaftlichen Ruhestand, ist Historiker, der besonders von 1996 bis 2008 im Zeitgeschichtsbereich "NS-Opfer" viel publizierte und heute Mitglied im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) sowie freier Blogger, Autor und Heimatforscher ist. Wie Zeit, Umstände und meine leider gegenwärtig angespannte Gesunheit dies zulassen, widme ich mich noch immer der heimatkundlichen und zeitgeschichtlichen Forschung und veröffentliche Ergebnisse, zum Beispiel auf dieser Website. Meine Interessen-/Themen-Übersicht mit Beispielen:

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